Schufa Risiko- und Kredit-Kompass 2022
Minikredite unter 1.000 Euro nehmen zu
Die Corona-Pandemie hat sich nicht negativ auf das Zahlungsverhalten ausgewirkt, wie die Schufa berichtet. Allerdings verzichten viele Menschen aktuell auf große Anschaffungen. Gerade jüngere Verbraucher nehmen vermehrt Minikredite unter 1.000 Euro auf.
Jüngere Menschen nehmen kleinere Ratenkredite auf
Trotz der Kaufzurückhaltung und steigender Preise haben die Verbraucher in Deutschland 2021 wieder mehr Ratenkredite aufgenommen: Die Anzahl der neuen Ratenkredite ist in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen. Im Jahr 2021 wurden 6,9 Mio. Ratenkreditverträge neu abgeschlossen, etwa 4,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Dies zeigt der aktuelle Schufa Risiko- und Kredit-Kompass, der das Kreditverhalten der Verbraucher in Deutschland für das Jahr 2021 abbildet.
Maßgeblich für diese Entwicklung ist dabei die steigende Zahl an Minikrediten. Der Anteil von Ratenkrediten unter 1.000 Euro an den neu abgeschlossenen Krediten stieg von 19,9 auf 29,5 Prozent. Der Trend zu Minikrediten lässt sich vor allem bei jüngeren Verbrauchern beobachten: Die durchschnittliche Höhe der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro lag über alle Altersklassen bei etwa 409 Euro, in der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen dagegen nur bei 343 Euro – mehr als ein Viertel niedriger (26,1 Prozent) als noch im Vorjahr.
Ratenzahlungsangebote liegen im Trend
„Allgemein lässt sich sagen: je jünger die Verbraucher, desto geringer der Durchschnittsbetrag der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro“, erklärt Dr. Ole Schröder, Vorstand der Schufa Holding AG. „Der hohe Anteil von niedrigen Kreditsummen vor allem in jüngeren, internet-affinen Zielgruppen lässt sich offensichtlich auf so genannte Buy Now Pay Later-Angebote zurückführen, die zunehmend nachgefragt werden.“ Im Gegensatz zu herkömmlichen Ratenkrediten handelt es sich bei Buy Now Pay Later-Angeboten häufig nicht um einen regulären Bankkredit, sondern um eine Stundung von Zahlungen – also Rechnungen in Raten –, die von vielen Zahlungsdienstleistern, vor allem im E-Commerce angeboten werden.
„Diese vermeintlich praktischen Bezahllösungen können sich für junge Menschen schnell als Schuldenfalle entpuppen“, erläutert Schröder. „Gerade die in Folge der Buy now pay later-Angebote steigende Zahl kleiner Kredite kann einen erheblichen Einfluss auf das Haushaltsbudget haben und fließt daher auch in den Datenbestand der Schufa ein. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen zudem mehr Wissen, um entsprechende Angebote eigenverantwortlich zu nutzen.“
Weniger große Ratenkredite über 10.000 Euro
Umgekehrt waren die Anteile mittlerer und größerer Ratenkredite allesamt rückläufig – auch wenn hier die durchschnittlichen Kreditsummen stiegen. Am stärksten sank der Anteil von Kreditsummen über 10.000 Euro – und zwar von 43,7 Prozent auf 39,8. Dr. Ole Schröder: „Die Deutschen stellen größere Anschaffungen zurück, dies spiegelt auch die Stimmung in unseren Verbraucherbefragungen wider, die wir regelmäßig durchführen.“ In einer Befragung im Mai hatten 57 Prozent der Menschen angegeben, dass sie größere Investitionen aufschieben.
Kein negatives Zahlungsverhalten durch Pandemie
„Insgesamt zeigen die Analysen des SCHUFA-Datenbestandes, dass das Kreditsystem in Deutschland seine Stabilität auch in Krisenzeiten bewiesen hat. Die Corona-Pandemie hatte im Jahr 2021 – wie auch schon im Vorjahr – keine negativen Auswirkungen auf die Ver- und Überschuldung der Menschen in Deutschland“, sagt Ole Schröder. Der Anteil der vertragsgemäß bedienten Ratenkredite lag mit 97,9 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Nord-Süd-Gefälle bei Krediten
Der Schufa Risiko- und Kredit-Kompass untersucht darüber hinaus auch die regionalen Unterschiede bei der Verschuldung privater Haushalte. Dabei wird ein Nord-Süd-Gefälle deutlich: Die Schufa hatte Ende 2021 im Bundesdurchschnitt zu 8,9 Prozent aller Personen über 18 Jahren (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte. Im Norden Deutschlands gab es jedoch anteilig mehr Personen mit so genannten Negativmerkmalen als im Süden.
In Bremen und Berlin war der Anteil der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten – wie auch in den Vorjahren – am höchsten und belief sich auf 11,8 Prozent (Bremen) bzw. 11,3 Prozent (Berlin). Die Spitzenreiter beim Rückzahlungsverhalten waren Bayern und Baden-Württemberg. In diesen beiden Bundesländern wurden im Verhältnis am wenigsten Zahlungsschwierigkeiten verzeichnet. Der Anteil der Personen, zu denen die Schufa (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte, erreichte in Bayern 6,5 Prozent, in Baden-Württemberg 7,1 Prozent.